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Jüterboger Fürstentag - Große Geschichte auf kleiner Bühne: Erbstreit der Kurfürsten

Mit dem Jüterboger Altstadtfest "Fürstentage" erinnert der Heimatverein an die Stadtgeschichte. Geografisch war die Stadt eine politisch neutrale "Insel", auf der sich vier Jahrhunderte die Fürsten zu Verhandlungen trafen. In diesem Jahr geht es um den Fürstentag von 1604. Schon damals gab es brisante Erbfolgestreitigkeiten.

Jüterbog. Auch in diesem Jahr erinnert der Jüterboger Heimatverein mit dem Altstadtfest „Fürstentage" an die bewegte Geschichte der Stadt. Die Vorbereitungen für den 20. September laufen auf Hochtouren. In diesem Jahr geht es um den Fürstentag von 1604: Da tagten, am 8. März 1604, die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg in der Stadt. Worüber damals verhandelt wurde, ist ein wichtiges Kapitel deutscher Geschichte: Vom „Jülich-Klevischen-Erbfolgestreit" wird in vielen Geschichtsbüchern berichtet.

Verhandlungsort für diplomatische Treffen

Die Erbfolge in dem kleinen Herzogtum „Jülich-Kleve-Berg" (heutiges Ruhrgebiet) war um 1600 politisch höchst brisant und gipfelte schließlich im Dreißigjährigen Krieg. Dass auch Jüterbog dabei eine wichtige Rolle spielte, ist allerdings nur wenig bekannt. Doch die Stadt galt lange Zeit als wichtige Verhandlungsstätte für etliche diplomatische Treffen. „Das erklärt sich mit der geografischen Lage", sagt Jüterbogs Museumsleiter Norbert Jannek. „Die Stadt lag politisch-neutral zwischen den Kurfürstentümern und bot die notwendige Logistik, um solche oppulenten Treffen zu veranstalten. Mit drei Klöstern, einem Schloss und vielen Herbergen gab es zudem genügend Quartiere und Lebensmittel für Kurfürsten, Gefolgschaft und hunderte Pferde", so Norbert Jannek weiter.

Tagungen zum Jülich-Klevischen-Erbfolgestreit

Regelmäßig tagten vier Jahrhunderte lang Kurfürsten und Bischöfe in der Stadt – eben auch zum Jülich-Klevischen-Erbfolgestreit. „Man kann sagen, das kleine Herzogtum war das Sahnebonbon seiner Zeit", sagt Jannek. „Es hatte wohlhabende Städte, einen top-sanierten Haushalt, war wirtschaftlich hoch entwickelt, und in begehrter Lage an den Reichs-Außengrenzen zu Frankreich und Holland." Doch es gab ein großes Problem: Es fehlte ein geeigneter Thronfolger. „Der amtierende – und geisteskranke – Herzog Johann Wilhelm hatte keine männlichen Nachkommen." Seine Töchter durften nach damaligen Gesetz nicht auf den Thron folgen. Und so entbrannte der große Erbfolgestreit. Sowohl der Kurfürst von Brandenburg als auch ein paar andere Kurfürsten hatten ihre Ansprüche angemeldet. „Die Reformation war damals noch jung. Es war hoch brisant für alle Herrscher europaweit, ob ein protestantischer oder ein katholischer Erbe in Jülich-Kleve-Berg eingesetzt werden würde", erklärt Jannek.

Der deutsche Kaiser wollte den protestantischen Kurfürsten aus Sachsen als Nachfolger. „Der Kaiser erhoffte sich, es würde so keinen Krieg um das Herzogtum geben. Denn sein Sachsen lag zu weit entfernt, um nach Jülich-Kleve-Berg leichtfertig Truppen zu entsenden." Das erzkatholische Frankreich war davon jedoch wenig begeistert, ebenso der katholische Kölner Bischoff. „Beide wollten sich nicht von protestantischen Herrschern umzingeln lassen. Die Niederländer hatten ebenfalls das Gebiet im Blick, wollten es sogar sicherheitshalber besetzen – ein europaweiter Krieg drohte", berichtet der Historiker.

Protokolle lagern in Landesarchiven

In Jüterbog traf sich 1604 darum der sächsische Kurfürst mit dem Brandenburger. „Beide wollten dabei ausloten, wie viel Interesse der jeweils andere wohl am umstrittenen Herzogtum hat", sagt Norbert Jannek. Die Jüterboger Chronik berichte davon zwar nur kurz, ausführliche Protokolle des Treffens lagern (weitgehend unerforscht) in Landesarchiven. In jedem Falle einigte man sich 1604 darauf, vor erst auf einen Krieg zu verzichten. Dennoch stritten Franzosen, Niederländer, Engländer, Belgier und die deutschen Kurfürsten noch lange Jahre weiter. Der Religionskonflikt wurde schließlich im Dreißigjährigen Krieg blutig ausgefochten, die Erbfolge erst 1666 geregelt.

Von Kathrin Burghardt

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 05.08.2014

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