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Ringen: Interview mit RVB-Präsident Danny Eichelbaum

"Die Zeit des Heulens muss vorbei sein"

Landesverbandspräsident Danny Eichelbaum blickt trotz des Bundesliga-Rückzugs der LSC-Ringer optimistisch in die Zukunft

Das Ringen kommt nicht aus den Negativschlagzeilen. Danny Eichelbaum, der Präsident des Ringerverbandes Brandenburg (RVB) sieht aber in der Krise durchaus eine Chance.

MAZ: In dieser Woche gab es zwei Dopingverdachtsfälle beim ASV Nendingen, dem deutschen Mannschaftsmeister. Wie bewerten Sie den Vorfall?

Danny Eichelbaum: Jeder Dopingfall im Sport ist ein Fall zu viel. Wer als Leistungssportler dopt, tritt die Werte des Sports mit Füßen. Deshalb muss es eine Null-Toleranz gegenüber Doping geben. Sollten sich die Verdachtsfälle bestätigen, müssen die Sportler hart bestraft werden. Dem ASV Nendingen droht außerdem der Verlust des Meistertitels.

25 Jahre Bundesligaringen in Luckenwalde, dieses Jubiläum wurde kürzlich noch gefeiert, nur wenige Monate späterdann das Aus. Wie passt das zusammen?

Eichelbaum: Das müssen Sie den Vorstand des 1. Luckenwalder Sport Clubs fragen. Bis Ende letzten Jahres gab es jedenfalls keine Anzeichen für einen Rückzug der Luckenwalder Ringer aus der 1. Bundesliga. Sportliche Gründe gab es dafür nicht, schließlich standen die Luckenwalder Ringer in der letzten Saison kurz vor dem Halbfinale. Aus meiner Sicht führten vereinsinterne Fehler, Kommunikationsprobleme und das Wettrüsten einzelner finanzstarker Vereine in der 1. Bundesliga zu dem Fiasko. Resultat dieser Fehlentwicklungen war, dass es dem 1. Luckenwalder SC wirtschaftlich und finanziell nicht mehr möglich war, mit einer leistungsstarken Mannschaft in der 1. Bundesliga anzutreten. Das bedauere ich außerordentlich.

Wie groß sind die Auswirkungen durch den Rückzug der Luckenwalder aus der 1. Bundesliga auf das Ringen im Land Brandenburg?

Eichelbaum: Wahrscheinlich kleiner als es auf den ersten Blick vermuten lässt. Ringen in Brandenburg kann nicht nur auf die 1. Bundesliga reduziert werden. Wir haben in Brandenburg leistungsstarke Ringer in allen Altersklassen. Die beiden Bundesstützpunkte und Eliteschulen in Luckenwalde und Frankfurt/Oder sind von der Entscheidung des 1. Luckenwalder SC auch nicht betroffen. Alle Brandenburger Kaderathleten werden auch weiterhin für ihre Vereine und für das Land Brandenburg bei nationalen und internationalen Meisterschaften antreten. Allein sechs Ringerinnen und Ringer aus Brandenburg kämpfen gerade um die Olympiaqualifikation.

Bei den deutschen Einzelmeisterschaften im letzten Jahr waren der 1. LSC und der RSV Hansa 90 Frankfurt die erfolgreichsten Vereine. Am Wochenende erkämpften Erik Weiß und Christian John für Brandenburg einen 1. und einen 2. Platz bei den Thor Masters in Dänemark und Nick Matuhin den 3. Platz beim Medved Turnier in Weißrussland. Wir freuen uns auch, dass sich die Luckenwalder Ringer Lennard Wickel, Martin Obst und Nick Matuhin für die Europameisterschaften im März in Riga qualifiziert haben. Und mit dem RC Germania Potsdam und den RSV Hansa 90 Frankfurt kämpfen zwei leistungsfähige Mannschaften in der Regionalliga Mitteldeutschland, hier konnten die Potsdamer Ringer in der letzten Saison sogar den Meistertitel holen. Nach wie vor haben wir in Luckenwalde und Frankfurt also die besten Rahmenbedingungen für Nachwuchsathleten, hier werden auch weiterhin Deutschlands beste Ringer ausgebildet.

Wird es in der Fläminghalle in absehbarer Zeit noch einmal Kämpfe in der 1. Ringer-Bundesliga geben oder war der Rückzug des 1. LSC ein Abschied für immer?

Eichelbaum: Das Nichtvorhandensein einer Brandenburgischen Mannschaft in der 1. Bundesliga spiegelt nicht die Leistungsfähigkeit des Brandenburgischen Ringkampfsportes wider. Der Ringerverband Brandenburg hat deshalb auch nicht die Absicht, sich mit diesem unhaltbaren Zustand abzufinden. Unser Ziel ist es, mit einer Brandenburger Mannschaft so schnell wie möglich, wieder in der Bundesliga vertreten zu sein. Mit einem Team Brandenburg könnten wir sportlich wieder an den Start gehen. Die Zeit des Herumheulens muss vorbei sein.

Welche Voraussetzungen müssen dafür geschaffen werden?

Eichelbaum: Obwohl es nicht originäre Aufgabe des Ringerverbandes Brandenburg ist, den Ligabetrieb zu organisieren, hat das RVB-Präsidium in der letzten Woche eine interne Arbeitsgruppe "Team Brandenburg" ins Leben gerufen. Gemeinsam mit dem 1. Luckenwalder SC, dem RC Germania Potsdam und dem RSV Hansa 90 Frankfurt wollen wir besprechen, ob und wie wir mit einer gemeinsamen Mannschaft, eben dem "Team Brandenburg", ins Ligawettkampfgeschehen eingreifen können. Unser Ziel ist es, die Kräfte zu bündeln und mit einer gemeinsamen Mannschaft den Wiederaufstieg vorzubereiten. Mit dieser Mannschaft könnten wir außerdem unseren Nachwuchsringern die Chance geben, im eigenen Land, in verschiedenen Ligen zu kämpfen. Einhergehend damit müssen allerdings auch Reformen auf der Bundesebene eingeleitet werden. Wir benötigen dringend mehr deutsche Nachwuchsringer auf der Matte und die Bundesliga darf nicht nur Eliteliga für finanzstarke Vereine aus dem Süden sein.

Interview: Frank Neßler

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 26.02.2016

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