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Intensiv gerungen - Germania siegt zum Saisonabschluss. Luckenwalde könnte Außenstelle des Bundesstützpunkts werden

Für ihn wurde extra eine Ausnahme gemacht. Als Ringer des 130-Kilo- Limits muss Ricardo Melz bei Ligawettkämpfen normalerweise das zweite Duell des Teamvergleichs bestreiten, am Samstagabend aber durfte er im zehnten Fight ran. Ganz zum Schluss. Weil es seine persönliche Abschiedsvorstellung war. Nach einem Vierteljahrhundert auf der Matte stand der 30-Jährige letztmalig aktiv im Ringer-Rampenlicht, das in der Potsdamer Schilfhof-Sporthalle charmant als selbstgebastelter Kronleuchter mit vier Baustrahlern mittig über der kreisrunden Kampffläche baumelte. „Ich denke, es ist an der Zeit“, sagte Ricardo Melz, nachdem er den finalen Auftritt seiner Karriere absolviert hatte. Dieser verlief für den mehrfachen Medaillengewinner der deutschen Meisterschaft sowie Dritten der Junioren-Weltmeisterschaft 2007 erfolgreich. Er bezwang Ingo Jäger deutlich und sicherte seinem RC Germania Potsdam damit vor rund 200 Zuschauern den knappen 19:16- Tagessieg gegen den KSC Motor Jena.

Trotzdem hatte Germania unter dem Strich das Nachsehen im Duell um Platz neun der Regionalliga Mitteldeutschland. Der Hinkampf war 8:24 verloren gegangen, sodass für Potsdam nur die zehnte Position im Endklassement bleibt. „Das ist nicht das, was wir uns erhofft haben“, erklärte Germania-Präsident Nico Degler, dessen etwa 170 Mitglieder großer Club vor zwei Jahren mitteldeutscher Meister war und vorige Saison den dritten Rang belegt hatte. Unter die Top 4 sollte es auch dieses Jahr gehen. „Aber das Ziel mussten wir schnell aufgeben. Wir hatten enorm große Verletzungsprobleme.“ Teilweise konnte keine vollständige Mannschaft antreten, Punkte gingen folglich kampflos verloren. Vorgestern standen zwar zehn Athleten zur Verfügung - aber auch nur, weil Paul Schwisow und Paul Gaffke mitmachten, zwei Judoka des UJKC Potsdam. Die beiden - buchstäblich - starken Vereine sind schon lange freundschaftlich verbunden. „Wir sind froh, wenn uns der UJKC aushilft. Das war ja nicht das erste Mal. Grundsätzlich hoffen wir aber, dass wir jetzt unser Seuchenjahr hinter uns haben und künftig wieder auf einen breiten Kader setzen können“, sagte Nico Degler. „Dann können wir auch wieder eine gute Adresse in der Regionalliga sein.“

Diese ist seit der aktuellen Saison das Unterhaus des deutschen Mannschaftsringens. Die Abschaffung der 2. Bundesliga zog nach sich, dass die zuvor drittklassigen Regionalligen in der Wertigkeit hochgestuft und vom Umfang der teilnehmenden Vereine aufgestockt wurden. „Für uns als Club ist die Regionalliga eine tolle Plattform, um unsere Arbeit zu präsentieren“, betonte der RCG-Vorsitzende Degler: „Wir wollen nämlich keine Kämpfer einkaufen, sondern auf den eigenen Nachwuchs bauen.“ Dafür gibt es von Danny Eichelbaum großes Lob. „Eigengewächse auszubilden, zeichnet Germania aus. Hier wird fabelhafte Jugendförderung betrieben“, meinte der Präsident des Ringerverbandes Brandenburg. Der Potsdamer Landesstützpunkt zählt daher zu den wichtigsten Talentelieferanten für die märkischen Bundesstützpunkte. In Brandenburg, einem Land mit großer Ringertradition, sind bis Ende 2018 zwei solcher Standorte anerkannt: Frankfurt (Oder) und Luckenwalde. Die geplante deutsche Spitzensportreform sieht das danach nicht mehr vor. Frankfurt soll bleiben, Luckenwalde hingegen seinen Status eines vom Bund gestützten Trainingszentrums verlieren. „Wir werden Luckenwalde, wo ein Internat und eine Sportschule existiert, aber nicht fallen lassen“, machte Eichelbaum klar. Und er kann bereits von einer positiven Entwicklung in der Causa berichten. Es sei im wahrsten Sinne intensiv mit den Partnern um den Fortbestand der Fläminger Institution gerungen worden - mit dem Ergebnis: „Das Land Brandenburg möchte den Standort weiterhin fördern. Er wird dann quasi eine Außenstelle des Bundesstützpunktes Frankfurt sein. Von der ersten bis zehnten Klasse können Talente der Disziplin Freistil in Luckenwalde trainieren, anschließend werden sie nach Frankfurt delegiert.“ Das sei eine gute Lösung, findet Eichelbaum, „denn einen historisch starken Stützpunkt mit super gewachsenen Strukturen darf man nicht einfach plattmachen. Wir brauchen ihn, um international erfolgreich zu sein. Luckenwalde ist deutschlandweit eine Marke im Ringen.“

Das soll auch wieder beim Ligabetrieb Ausdruck finden. 2016 hatte sich der frühere deutsche Meister 1. Luckenwalder SC wegen Finanzsorgen aus der 1. Bundesliga zurückgezogen. Nun könnte zumindest der Regionalliga-Aufstieg gelingen. „Das wäre für Brandenburg klasse“, sagte Verbandschef Eichelbaum. „Dann hätten wir nächste Saison neben der KG Frankfurt (Oder)-Eisenhüttenstadt und Germania Potsdam ein drittes Team dabei.“ Mit dabei wird definitiv Ricardo Melz sein. Nicht mehr auf der Matte als Potsdams schwergewichtiger Spezialist des griechisch-römischen Stils, aber dafür am Rand als Trainer. Schon seit längerem ist er engagierter Coach bei Germania und dabei auch für die Regionalliga-Herren verantwortlich. Künftig wird Ricardo Melz sie einzig betreuen, statt ihnen selbst Punkte zu bescheren. Sein Abschied von der aktiven Zeit ist besiegelt. Nach seinem letzten Kampf hatte er auf der Matte demonstrativ die Schuhe ausgezogen, was einen traditionellen Akt beim Ringen darstellt. Er bedeutet: Für mich ist Schluss. Von Tobias Gutsche

Quelle: Potsdamer Neueste Nachrichten, 04.12.2017

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