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Wenig Begeisterung fürs Handwerk

Die Meister der Region Dahmeland-Fläming müssen neue Mittel suchen, um Nachwuchs zu gewinnen

Waldemar Schmidt legte 1981 seine Meisterprüfung ab. Der Heizungsbauer ist heute Vorsitzender seiner Innung im Landkreis Teltow-Fläming. Regelmäßig trifft er sich mit alten "Klassenkameraden" aus verschiedenen Handwerken. Zum Erfahrungsaustausch gehören zunehmend auch Gespräche über die Sorgen der Meister. Denn, dass früher alles besser war, können sie nicht sagen.

Die heutigen Freiheiten im Gewerbe haben damit nicht so viel zu tun, wie man auf den ersten Blick denken könnte. "Im Moment haben wir das Problem, zu wenige Lehrlinge zu haben", erklärt Waldemar Schmidt auch in Hinblick auf den Fachkräftemangel, der im Handwerk herrscht. Die Ursachen dafür sieht er vor allem bei den Betrieben selbst. "Das Handwerk ist unbeliebt und für junge Leute nicht modern genug", weiß Schmidt und beschäftigt sich deshalb schon seit Längerem mit der Frage, wie man den Nachwuchs wieder für bodenständige Berufe begeistern könnte.Gerald Krüger, Handwerksmeister aus dem Landkreis Dahme-Spreewald sieht das ähnlich. "Lehrlinge fehlen jedoch auch wegen des demografischen Wandels", ergänzt der Elektromeister. "Die wenigen Guten schnappt uns dann oft die Industrie weg", sagt er und greift als Ausbilder deswegen auf ausländische Arbeitssuchende zurück. Derzeit lernt ein junger Spanier bei ihm. Hinzu kommt laut Krüger auch die fehlgeleitete Studienpolitik des Landes. "Alle sollen studieren und niemand will mehr die Brötchen verdienen", sagt er und fordert ein Umdenken bei der Berufsorientierung und mehr Aufklärung an den Schulen. Denn vor allem das Streben nach möglichst hohen Einkünften im Job treibe die Jugend vom Handwerk weg. "Und daran haben sie nicht einmal selbst Schuld", findet Handwerkskollege Waldemar Schmidt, "denn sie bekommen ja von allen Seiten eingeredet, dass Geld das Wichtigste ist." Schmidt setzt deshalb bei der Nachwuchsakquise in erster Linie auf das Begeisterungspotenzial bei den jungen, meist noch unentschlossenen Menschen.

Sein Schlüsselwort dafür heißt Praktikum - und prompt drängt sich dem vorausschauenden Heizungsbauermeister das nächste Problem auf. "Wie sollen denn 14-Jährige zu einem Betrieb aufs Land kommen?", fragt er. Busanbindungen seien nicht weit genug ausgebaut. Die Lösung befindet sich laut Waldemar Schmidt beispielsweise in Jüterbog. Dort bietet die Kreishandwerkerschaft Teltow-Fläming verschiedene Projekte zur Berufsorientierung an. Auf offene Ohren trifft der Handwerksmeister damit bei Danny Eichelbaum (CDU). "Wir müssen jungen Brandenburgern schon in der Schulzeit die Aussicht auf eine berufliche Ausbildung und den späteren Arbeitsplatz in ihrer Heimat geben", findet der Politiker. Notwendig seien dafür vor allem schnelle Verkehrsverbindungen, um den Arbeitsweg für Auszubildende und Arbeitnehmer zeitlich zu verkürzen, meint der Vorsitzender des Ausschusses für Infrastruktur- und Landesplanung des Brandenburger Landtages. Im Juli informierte außerdem der Handwerksmeister des Kreises Teltow-Fläming über die derzeitige Situation im Kreis. "Die Fachkräftekrise hat uns fest im Griff", erklärt Hartmut Hagedorn, "wir finden kaum noch Auszubildende für den Beruf des Metallbauers oder des Maschinenbauzeichners", berichtet der Kfz-Mechanikermeister. Die Beobachtungen der Lehrherren aus den Kreisen Teltow-Fläming und Dahme-Spreewald bekräftigt übrigens auch die Bundesagentur für Arbeit. Sie bestätigt zwar keinen flächendeckenden Fachkräftemangel, bescheinigt Brandenburg aber in der Energietechnik, im Gesundheitshandwerk und im Bereich der Klempnerei, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik aber eine besondere Armut an Fachkräften.

Das Interesse am Beruf allein auf das Waldemar Schmidt setzt, wird den Handwerksmeistern allerdings auch in Zukunft nicht genug Fachkräfte sichern. Denn das zweite große Problem in der Region Dahmeland-Fläming ist wie im Rest des Landes oftmals die fehlende Qualifikation der Schüler. "Viele denken, dass sie mit einer 5 in Chemie Friseur werden können", sagt beispielsweise Karin Rahnfeld. Die Friseurmeisterin bemängelt dabei auch das fehlende Engagement der Oberstufen- und Berufsschullehrer, die nicht individuell genug auf ihre Schüler eingingen. Die Luckenwalder Meisterin ist deshalb kein Freund mehr von Praktika. "Von zehn Schülern fängt am Ende vielleicht einer eine Ausbildung bei uns an", resümiert sie und macht damit deutlich, woher der Fachkräftemangel auch rührt. Denn um potenzielle Azubis anzulocken, bedarf es einer Menge Arbeit, die den Betrieben keine Einnahmen bringen.

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 31.07.2016

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